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EAV

Alle 42 Jahre wieder!

Was alljährlich im Dezember pandemisch wiederkehrt, ist kein vom Himmel gefallener Schmutz-Engel, sondern pestenfalls eine temporäre Shopping-Infektion, die über Wochen die gesamte Menschheit heimsucht. Gegen diesen global grassierenden Kauf-Juckreiz scheinen weder Myrrhe-Kräutl noch Mistelzweige gewachsen zu sein...Wirtschaftlich gesehen könnte man ergo leicht entsprechende Musiktitel assoziieren: „There‘s no business like Christmas!“, „Süßer die Flocken nie springen“, „Leise rieselt‘s ins Portemonaie“ oder „Es ist ein Moos entsprungen“ und derheiteren mehr.

„Warum billig geben, was sich vielleicht gut verkaufen lässt?“, dachte sich also auch die Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) bereits anno 1979 und nahm während ihrer damaligen Weih-nachtstournee an einem spielfreien Tag in Dortmund ihre allererste Single mit dem rundfunk-untauglichen – deshalb auch selten gespielten – Titel „Ich bin der geile Weihnachtsmann“ auf. Das unheilige Ensemble rekrutierte sich zu besagter Zeit aus der Urgewalt Walter Hammerl, Nino Holm, Anders Stenmo, Eik Breit, Thomas Spitzer und einem Gutteil von STS, nämlich dem damaligen EAV-Frontsä(n)ger Gert Steinbäcker, assistiert von Schiffkowitz und Günter Timischl. (Erst 4 Jahre später sollte Klaus Eberhartinger der 3. und wohl bekannteste Sänger der EAV werden.)

Seit dieser absolvierten Tournee war es v.a. Spitzers Langzeit-Ansinnen, irgendwann ein dazugehöriges (Anti?!-)Weihnachtsalbum aufzunehmen, da sich diese Show der „Bösterreicher“ auch außerhalb des Hamburger Rotlicht-Milieus als äußert publikumswirksam erwiesen hatte. Allein, diesem Vorhaben standen in den darauffolgenden Jahrzehnten einige sehr populäre Tonträger (ca. 10 Millionen verkaufte gar) und damit gekoppelte Tourneen im Wege. So ließ sich dieser Wunsch zu Lebzeiten nicht mehr erfüllen.

Denn am 14.09.2019 trug sich die EAV nach einer über 90 Konzerte umfassenden Abschiedstour zu Grabe. Dort rotierte der unruhende Geist Spitzers – ein nicht erfülltes Bedürfnis bringt selten baldigen Frieden. Als sich dann noch Santa Viralis sei Dank im Dezember 2020 die Rufe notleidender Verunsicherungsjünger mehrten, dass ein Leben ohne EAV zwar möglich, aber sinnlos sei – fiel endlich die Entscheidung das bislang ungeborene Wunschkind mit 42-jähriger Verspätung doch noch post-humus ans Licht der inzwischen maskentragenden Welt zu hieven.
Da sich geschätzte Musikerkollegen ausnahmsweise aufgrund des absoluten Stillstands der Kulturbranche nicht auf ausgebuchten Konzertreisen befanden, wurden sie kurzerhand verpflichtet, an diesem EAVlichen Machwerk mitzuwirken. Quer durch die musikalischen Austro-Generationen hinweg konnten Willi Resetarits (vulgo Dr. Kurt Ostbahn), Paul Pizzera, Christopher Seiler, Turbobier, Lemo, das reinkarnierte Verunsicherungs-Rockkabarett „HORST“, sowie die Ur-EAVler Klaus Eberhartinger, Gert Steinbäcker, Eik Breit und Mario Botazzi (jeweils 1 Titel) gewonnen bzw. überredet werden.

Dass bei der Vielzahl genannter Interpreten ein äußerst buntes Album entstehen musste, liegt in der Klangnatur unterschiedlicher Stimmbänder.

„EAVliche Weihnachten - Ihr Sünderlein Kommet“ steht damit ganz in der Tradition der vorherigen 18 Studioalben. Humoristischer Nonsens-Pop („Schlingel Bell“, „Am Christkindlmoarkt“), mischt sich unter makabere Balladen („Christkind verführen“, „A klanes Feuer“), Rock und Bluesrock („Einer muss der Krampus sein“, „Oh Tannen-baum“) und weitere Wortwitz-gespickte und Ironie-geschwängerte Songs. Die gleich 4-mal vertretenen Barden von HORST ergänzen mit ihren Engelsstimmen gerade zu hervorragend das diabolische, Waits’sche Spitzer-Gegrummel.
Für EAV-Veteranen und leidgeprüfte Connaisseurs gibt es auch diesmal wieder eine fulminante Buch-Edition mit 2 CDs, die auf über 40 Seiten Einblick in die Entstehung der Lieder gibt. Weiters werden Anekdoten der 1979er Weihnachtstournee zum Besten gegeben, Weihnachtsfabeln erdacht, Songtexte geteilt und dutzende Comics sowie Karikaturen abgebildet. Mit dem Inhalt der 2. CD können Masochisten ihre Hörorgane mit nicht für die Öffentlichkeit gedachten, verzichtbaren Urversionen und unausgereiften Demos foltern.

Doppel-Vinyl und das digitale Album vervollständigen das Angebot. Für eine humoraffine Klientel, die nur mehr sehr bedingt an den Weihnachtsmann glaubt... Frohe Weihnachten und Profit Neujahr...!

Foto + Text: © Wohnzimmer Promotion

 

EAV X Lemo

"Weihnachten ned leiden"

 

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